Sonntag, 7. September 2008

Erste Fallschirm-Tests

Standort der SAWADI: an Muring-Boje vor Kralendijk / Bonaire
GPS-Position: N 12°09,00 W 068°17,00

Hi all,
nachdem die SAWADI drei Monate lang an der Leine lag, stach sie am Samstag zum ersten Mal wieder in See.
Morgens um acht Uhr kam Evi von der Wonderland an Bord und nach einem schnellen Frühstücks-Cappucino warfen wir die Leinen los zur ersten Fallschirm-Testfahrt.
Seit fast einem Jahr habe ich nämlich schon zwei Rettungsfallschirme mit an Bord, die ich anstatt eines Spinnakersegels für Rückenwind-Kurse verwenden möchte.
Die erste Idee dazu lieferte mir Roland von der SY Orion vor über eineinhalb Jahren in Tobago. Roland benutzt seine Fallschirme immer dann, wenn er nach seinem halbjährlichen Cruising- und Kiteboarding-Urlaub von Tobago nach Trinidad zurücksegelt, um dort die Orion für ein halbes Jahr wieder an Land zu stellen.

Die Fallschirmleinen befestigten wir am Spinnaker-Fall (für Nicht-Segler: das Spinnakerfall ist eine Leine, die am Mast entlang nach oben führt und dort über eine Umlenkrolle wieder zurück zum Mastfuß geht. An dieser Leine wird normalerweise das Spinnakersegel hochgezogen; Anm. der Red.).
Rund um die Fallschirmleinen brachten wir eine weitere Leine an, um den geöffneten Fallschirm wieder schliessen zu können, da er sich in geschlossenem Zustand viel besser bergen lässt.
Leider mussten wir beim ersten Start des Fallschirmes feststellen, dass diese Leine zu kurz war. Ich versuchte noch, die Leine festzuhalten, aber sie ist mir durch die Hände gerutscht und hat zwei üble Brandblasen an meinen Fingern hinterlassen.
Nun flog also der Fallschirm und die SAWADI sauste schnell mit Rückenwind über die Bucht, aber wir konnten ihn nicht mehr runterholen. Und das Ufer von Klein-Bonaire kam immer näher!

Indem wir das Spinnaker-Fall weit auffierten, schafften wir es schliesslich, den Fallschirm ins Wasser abzusenken und dann den nassen Schirm wieder an Bord zu holen.

Wir liessen uns von diesem ersten Fehlschlag nicht entmutigen und starteten gleich unseren zweiten Versuch. Vorher verlängerten wir die Bergeleine und zogen uns Handschuhe über. Der Fallschirm wurde wieder hochgezogen, aber diesmal waren die Leinen verheddert und einer der Stahlringe, welche die Bergeleine um die Fallschirmöffnung herumführten, war aufgebogen.


Damit kamen wir schliesslich zu Versuch Nr.3:
Der defekte Stahlring wurde ausgetauscht, ich zog sicherheitshalber wieder die Handschuhe über meine schmerzenden Finger und vor dem Start motorten wir die SAWADI wieder nach Luv über die Bucht, um genügend Seeraum für unseren dritten Start zu haben.
Diesmal klappte alles wunderprächtig, der Fallschirm stand ruhig ca. 5 Meter vor der SAWADI in der Luft und zog die SAWADI mit schnellen fünf Knoten Fahrt durchs Wasser!

Jipppppppiehhhh, selbst für ein paar Showfotos hatten wir nun Zeit.

Jetzt folgten noch ein paar Tests, wie weit man mit dem Fallschirm nach steuerbord bzw. backbord segeln konnte und anschliessend wurde der Fallschirm wieder mit der Bergeleine zusammengezogen, der Druck wurde schwächer und wir konnten den Fallschirm ohne Probleme an Bord bringen.

Danach gings wieder zurück an die Mooring-Boje und den Rest des Nachmittags verbrachte ich dösend und meine Brandwunden leckend unter Deck. ;-)

Wir konnten also beweisen, dass es durchaus machbar ist, die SAWADI mit einem (oder evtl. auch zwei Fallschirmen) downwind zu segeln.
Vielleicht kann ich mich und die SAWADI ja mit dieser Methode über den Pazifik ziehen lassen. ;-)
Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an Evi von Wonderland, die mir bei diesen Tests eine grosse Hilfe war und dank vor allem auch an Roland, der mir mit seiner Fallschirm-Idee einen regelrechten Fallschirm-Floh ins Ohr gesetzt hat! ;-)

Grüsslies aus Bonaire,

Steffo und Flecky Dr. med. naut. Jeckyll

Foto des Tages
Wie eine riesige rot-weisse Qualle schwebt der ehemalige Rettungsfallschirm (er ist übrigens noch aus DDR-Zeiten, der Aufdruck am Fallschirm besagt "DDR, Einsatzgruppe SoUndSo, 1983, Anm. der Red.) vor dem Bug der SAWADI und zieht sie durch das glasklare karibische Meer. Im Bildvordergrund sieht man den stolzen Steffo und Flecky Dr. med. naut. Jeckyll.

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