Standort der SAWADI: Insel La Blanquilla, Südküste, Playa Caranton.
GPS-Position: N 11°49,38 W 064°37,11
Hi all,
heute fing der Tag gleich mal mit einem Rettungsmanöver an!
Die Vorgeschichte:
F. mit seiner Segelyacht P. (Anm. d. Red.: Namen wurden bis zur Unkenntlichkeit gekürzt.***grinz***) und die SAWADI liegen gestern abend noch friedlich nebeneinander in einer weitläufigen Bucht an der Südküste von Blanquilla.
Abends und in der Nacht setzen Regenböen und Schwell ein, so daß es eine recht feuchte und ungemütliche Nacht wird. An Schlaf ist nur halbstundenweise zu denken, bei jeder neuen Regenbö schrecke ich aus dem Halbschlaf hoch, sause an Deck und leuchte mit der Taschenlampe die Umgebung ab. Im Dunklen sieht alles viel näher aus und die Brandung tost nachts scheinbar doppelt so laut als tagsüber. Aber ich hatte abends nochmal meinen Anker überprüft und weitere 10 Meter Kette rausgelassen. Kostet ja nix,
aber beruhigt unheimlich. Knappe 40 Meter Kette und mein 35 Pfund CQR-Anker hielten mich sicher an Ort und Stelle.
Hauptteil:
Anders sah es da schon bei F. auf der Segelyacht P. aus. Obwohl er weiter innerhalb der Bucht geankert hatte und somit sicherlich weniger Wellengang ausgesetzt war, konnte ich heute morgen keinerlei Anzeichen mehr von ihm entdecken. Ich dachte schon, er habe nachts noch wegen dem Geschaukel und dem starken Wind die Ankerbucht gewechselt, da entdecke ich ihn ganz am anderen Ende unserer grossen Bucht kurz vor der Felsenküste (max. noch 50 Meter davor entfernt).
Kurz darauf kam auch schon sein Funkruf via VHF, dass er wohl in der Nacht abgetrieben sei und nun auf Legerwall läge und die Gefahr bestehe, an der Felsküste zu zerschellen (Anm. der Red.: man "liegt" auf Legerwall, wenn man sich im Luv von der Küste befindet, d.h. auf der einen Seite ist das Land und von der anderen Seite kommt der Wind her. Gefährlich!).
Ich schnappe mir also schnell meine Taucherbrille und springe in mein heftig schaukelndes Dingi um F. zu Hilfe zu eilen. Als ich bei ihm ankomme, sieht es wirklich nicht gut aus.
Er liegt noch ca. 20 Meter von dem tosenden Felsen entfernt, sein Anker hat sich irgendwo am Grund verhakt und F. hat seinen ganzen Bugbeschlag verbogen und seine elektrische Ankerwinsch zerstört beim Versuch, den verhakten Anker mit Gewalt frei zu bekommen.
Ich mache mein Dingi an der P. fest und springe erstmal ins Wasser, um mir die Ursache des festsitzenden Ankers anzukucken. Er ist an einem Felsüberhang auf ca. 5 Meter Wassertiefe verkantet. Mit roher Gewalt kommen wir also nicht weiter und Hinabtauchen und den Anker von Hand zu befreien, scheidet durch das starke Rucken der Ankerkette ebenfalls aus, da man sich da schnell mal die Hand oder den Arm abquetschen kann.
Ich gehe zu F. an Bord und unter langsamer Vorwärtsfahrt und dem Hochhieven der Ankerkette und des Ankers per Hand gelingt es uns schliesslich den Anker freizubekommen und der F. samt seiner Segelyacht P. sind gerettet.
Uff, was für ein Tagesanfang!
Nachtrag:
Abschliessend meine persönlichen Tipps für richtiges Ankern und gegen abtreibende Yachten:
-Leute, lasst genügend Kette raus!!!!! Ausser dass man die ganze Kette irgendwann wieder hochziehen muss, hat viel Kette am Ankerplatz nur Vorteile (vorausgesetzt, man hat genügend Platz um sich rum). Ich geb immer mindestens 30 Meter Kette, auch wenn die Wassertiefe mal nur 3-4 Meter beträgt. Insgesamt habe ich 70 Meter Kette zur Verfügung. Nicht nur der Anker hält die Yacht an Ort und Stelle, sondern vor allem auch das Gewicht der Kette!!! Vergesst den Quatsch "Einfahren des Ankers". Lasst den
Anker an der geeigneten Stelle fallen, lasst Euch zurücktreiben und gebt dabei Kette. Nachdem sich die Yacht in Windrichtung eingependelt hat, eventuell kurz mal rückwärts tuckern (kein Vollgas!!!), damit sich die Kette schön parallel zur Windrichtung auslegt. Der Anker gräbt sich mit der Zeit und bei stärkerem Wind dann von ganz alleine in den Untergrund ein und hält dann bombenfest!
-checkt den Anker und den möglichen Schwojkreis der Yacht gleich nach dem Ankermanöver mit der Taucherbrille. Achtet auf Untiefen in der Nähe, auf die die Yacht bei einer möglichen Winddrehung aufsitzen könnte.
-Wenn es nachts ungemütlich wird und Wind und Wellen aufkommen, stellt den Flach- UND Tiefwasser-Alarm am Echolot (falls vorhanden!) ein. Wenn dann die Yacht ans Ufer treibt und die voreingestellte Mindesttiefe erreicht wird, piepst das Echolot und ihr werdet wach. Genauso, wenn die Yacht aufs offene Meer treibt, meldet das Echolot Tiefwasseralarm. Damit seid ihr für den nächsten morgen sicher, nicht von irgendwelchen Eisbergen oder barbusigen Hawaii-Mädels begrüßt zu werden ;-)
-Viele GPS-Geräte besitzen auch einen Ankeralarm, der losgeht, wenn sich die Yacht von der momentanen Position weiter als soundso viele Meter entfernt.
Saludos de Blanquilla,
Steffo + Ines / 07.12.2007
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