Freitag, 27. März 2009

Von Dschungel-Rettungsaktionen und vermisstem Gepäck

Standort der SAWADI: vor Anker auf Salardup / westl. Naguargandup-Chain / SanBlas-Archipel /Panama
GPS-Position: N 09°30,00 W 078°48,00

Hi all,
wir sind endlich wieder vor Anker in klarem Wasser mit Palmeninsel-Aussicht.
Die vergangenen vier Wochen waren ja geprägt von Wilma-krank-machenden Chicha-Ritualen auf Isla Tigre und von sieben Tagen Krankenhaus in Panama-City.
Letzten Freitag gings dann wieder zurück auf die SAWADI. Dies war gar nicht so einfach, da alle Plätze im Flugzeug schon ausgebucht waren. Morgens um 4 Uhr fuhren wir zum Flughafen und haben versucht, einen Standby-Platz zu ergattern. Nach bangem Warten konnte ich dann mit AirPanama fliegen und Wilma erhielt in letzter Minute einen Platz in der AeroPerlas-Maschine.
Leider hat es der Rucksack von Wilma irgendwie nicht geschafft, hier anzukommen. Da war die Aufregung bei der Wilma natürlich gross und vier Tage lang saßen wir in Nargana fest und haben versucht, herauszufinden, wo denn nun der Rucksack verblieben ist.
Zuerst hat man uns erzählt, dass der Rucksack bei der Zwischenlandung in Playa Chica versehentlich ausgeladen wurde.
Also sind wir am nächsten Morgen mit dem Dingi wieder zum Flughafen gedüst, warteten fast zwei Stunden auf das Flugzeug, aber natürlich kam der Rucksack nicht mit an.
Dann hiess es, der Rucksack wurde mittlerweile wieder zurück nach P-City geflogen und am nächsten Tag käme er an.
Pfffft, naturalmente war unser Dingitrip zum Flughafen am nächsten Morgen wieder erfolglos.
Am dritten Tag hieß es, man wisse nicht, wo der Rucksack sei, aber man werde sich darum kümmern und versuchen rauszufinden, wo er denn nun wirklich abgeblieben ist.
Am vierten Tag war dann klar, dass der Rucksack wohl für immer verschwunden ist. Shit.
Also sind wir endlich nach fünf Tagen vergeblichem Warten losgesegelt und sind jetzt wieder auf Salardup, einer wunderhübschen kleinen Insel mit, na was was wohl, Palmen drauf. ;-)

Vorgestern unternahm ich mit drei Freunden von anderen Booten (Jim von der Wonderland und Kim und Scott von der Segelyacht Anthyllide) eine Rivertour in den Rio Diablo.
Irgendjemand erzählte uns, hoch oben am Rio Diablo gebe es einen Wasserfall, man müsse nur ein Stück den Fluss hochfahren und beim ersten Bambus-Baum links dem Pfad folgen, nach ca. zwei Stunden Fussmarsch käme man dann zum Wasserfall.
Wir sind dann also guter Dinge morgens um sechs Uhr losgezogen, während Wilma auf der SAWADI zurückblieb und noch rucksacktechnisch hoffnungsvoll auf die Ankunft des täglichen Flugzeuges aus P-City wartete.
Wir sind den Rio Diablo bis zu den ersten Stromschnellen hochgetuckert, ohne einen Bambus-Baum zu entdecken. Dann zogen wir die Dingis über die ersten Stromschnellen und sind noch ein Stück weiter den Fluss hochgefahren.
Als es mit den Dingis überhaupt nicht mehr weiterging, liessen wir sie zurück auf einer Sandbank und gingen zu Fuß weiter flussaufwärts, immer noch ohne einen Bambus-Baum entdeckt zu haben. :-/
Mittlerweile war es schon zehn Uhr und ich fragte bei den anderen schon mal vorsichtig an, ob wir denn nicht lieber umkehren wollen, denn wir brauchen ja auch wieder vier Stunden zurück.
Aber die anderen waren immer noch voller Hoffnung, den Wasserfall zu finden und wollten noch um "eine oder zwei Flussbiegungen" weitergehen.
Nach weiteren zwei Stunden Flusswaten - der Fluss war mittlerweile flach genug, um knie- bis bauchnabeltief darin zu waten - war immer noch kein Wasserfall weit und breit zu sehen, in der Ferne verlor sich der Fluss im weiterhin flachen Dschungel. Krokodile gibt es übrigens nur am unteren Teil des Flusses, wo das Wasser noch brackig ist und die Flussufer von Mangroven und Sandbänken gesäumt sind.
Irgendwann um ein Uhr mittags waren auch Kim, Scott und Jim bereit zuzugeben, dass man die Abzweigung beim Bambus-Baum wohl irgendwie verpasst hatte.
Ich hatte am Abend zuvor der Wilma gesagt, dass wir voraussichtlich so gegen ein Uhr wieder zurück wären und hoffte dass sich sich nicht zu viele Sorgen über unsere Verspätung machte.
Kurz nach halb fünf waren wir wieder mit den Dingis auf dem Rückweg. Da kam uns plötzlich ein vertraut aussehendes Dingi um eine Flussbiegung entgegen, und kurz darauf erkannte ich mein eigenes Dingi mit Wilma und einem Kuna-Indianer an Bord.
Wilma hatte mittlerweile das ganze Dorf in Aufregung versetzt, weil wir noch nicht von unserer Tour zurück waren und es mittlerweile schon recht spät war und eine Dschungel-Fluss-Tour durchaus diverse Gefahren beherbergen kann.
Jeder im Dorf teilte Wilmas Sorgen und kurzerhand schickten sie Louis zusammen mit Wilma los, um uns "Verschollenen" zu suchen, bevor es dunkel wurde.
Na, glücklicherweise war ja nix passiert und wir alle waren abends um sechs, kurz vor der Dämmerung, wieder zurück auf unseren Segelbooten.
Nur leider, leider, haben wir den mysteriösen Wasserfall des Rio Diablos immer noch nicht gefunden. ;-)

Donnerstag, 26. März 2009

Flecky home alone...

Standort der SAWADI: vor Anker auf Salardup / westl. Naguargandup-Chain / SanBlas-Archipel /Panama
GPS-Position: N 09°30,00 W 078°48,00

Hi all,
ich will hier mal kurz erzählen, was Flecky während unserer Zeit in Panama-City so alles erlebt hat.
Es war ein ziemliches Drama, und begonnen hatte es mit Wilmas und meinem Abflug nach Panama-City.
Es war ausgemacht, dass Flecky vorübergehend bei Jim auf der SY Wonderland wohnt. Da unser Flug morgens um 6:30 Uhr startete, liessen wir Flecky auf der SAWADI zurück und Jim versprach, ihn im Laufe des Tages rüber auf die Wonderland zu holen.
Wir hätten Flecky lieber selbst auf der Wonderland abgeben sollen, denn als ihn Jim abholen kam, dachte er sofort an eine Katzenentführung, sogenanntes Cat-Napping!
Er fühlte sich also gar nicht so wohl auf der Wonderland und brachte dies durch ausgiebiges Miauen und Fauchen zum Ausdruck.
Jim hatte dann die Idee, Flecky nochmal über Nacht auf die SAWADI zurückzubringen, warum auch immer. xxx to fin dout for humself we are not on Sawadi xxx
Am nächsten Morgen war der Schreck gross, als Jim Flecky nirgends auf der SAWADI entdecken konnte.
Nach einer intensiven Durchforstung der SAWADI war klar: Flecky ist verschwunden.
Wurde er nun tatsächlich entführt? Gab es schon eine Lösegeldforderung?
Jim startete eine Suchaktion mit dem Dingi und befragte alle ankernden Segelboote in der Umgebung und auch im nahegelegenen Dorf wusste bald jeder, dass Flecky vermisst wurde.
Später am Tag sprach ein Kuna-Indianer von einer entdeckten "gato muerto", also von einer toten Katze, und Jim wurde immer verzweifelter - war er doch als Katzen-Babysitter beauftragt und verfehlte seinen Job schon am ersten Tag!
Doch dann erhielt er Kunde von dem ebenfalls in Nargana ankernden Catamaran Independence, dass sie eine zugeschwommene Katze an Bord hätten.
Und tatsächlich war es Flecky, der wohl irgendwann in der Nacht oder am frühen Morgen über Bord gesprungen sein musste und losschwamm, um mich und Wilma zu suchen!
Das ist doch wahre Katzenliebe, oder?
Flecky war also gerettet und wieder zurück auf der Wonderland.

Doch sein fauchendes und kratzendes Verhalten gegenüber seinem "Entführer" Jim hatte sich nicht geändert. Musste er doch annehmen, dass er schon wieder entführt wurde.
Später erzählte mir Jim, dass er Flecky, der mittlerweile in einen Hungerstreik getreten war, während der Fütterungszeit in einen Stoffbeutel stecken musste, sodass nur noch der Kopf herausragte, und ihn dann fütterte. Nur so konnte Jim ihn füttern, ohne dass er von Flecky zerfleischt wurde. Seltsamerweise war Stoffbeutel-Flecky im Stoffbeutel ganz zahm und frass Jim behutsam das Trockenfutter aus der Hand.

Jedenfalls war Flecky überaus happy, als nach einer Woche sein ursprünglicher "Dosenöffner" wieder nach Hause kam und ihn aus den Händen seines "Entführers" rettete.
Flecky war zwar etwas dünner geworden, aber ansonsten war er schnell wieder der alte.
Mit einer Ausnahme: Er ist jetzt viel zutraulicher zu uns und will viel mehr schmusen und gestreichelt werden als vorher.
Ende gut - Flecky gut. ;-)

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Donnerstag, 19. März 2009

Indianer-Rituale und Krankenhaus-Besuch

Standort der SAWADI: vor Anker bei Nargana-Corazon de Jesus / SanBlas-Archipel /Panama
GPS-Position: N 09°26,00 W 078°35,00

Hi all,
lang, lang ist's her seit meinem letzten Blog, und viel ist passiert.

Nachdem wir Mitte Februar für ein paar Tage in Nargana waren zum Internet-Surfen, sind wir vier Meilen nach Osten gesegelt zur Isla Tigre.
Isla Tigre ist eine der ältesten bewohnten Inseln in den SanBlas und dort wird das jährliche Unabhängigkeitsfest (am 24/25.Februar) besonders traditionell und spektakulär gefeiert.
1925 erklärten die Kuna-Indianer ihre Unabhängigkeit von Panama, ein Aufstand wurde geplant und endete in einer einwöchigen Ausschreitung, bei der 27 Menschen ums Leben kamen. Anschliessend wurde ein Vertrag unterschrieben und damit erhielten die Kuna Verwaltungsrechte über ihr Territorium und erkannten im Gegenzug die Oberhoheit Panamas an.
Na, auf jeden Fall gab es in Isla Tigre eine Aufführung von Laien-Schauspielern, die diese Revolution vor 84 Jahren nachspielten.

Das ganze wirkte sehr echt, es floss reichlich Ketchup-Blut und am Ende wurde viel gejubelt.
Nachmittags durften wir dann noch an einer traditionellen Chicha-Zeremonie teilnehmen.
Diese wird im Chicha-Haus abgehalten, dem zweitwichtigsten Gebäude neben dem Congresso-Gebäude.
Es wurde ein Ritual zelebriert, um ein junges Mädchen in die Frauengemeinschaft aufzunehmen. Diese Zeremonie beginnt mit dem Einsetzen der Menstruation und ist ein wichtiger Bestandteil der Kuna-Kultur.
Fast die gesamte erwachsene Bevölkerung nahm daran teil. Die Frauen in ihren farbenfrohen Trachten betreten die Chicha-Hütte durch den rechten Eingang, die Männer dürfen nur durch den linken Eingang die halbdüstere Hütte betreten. Alle sitzen dichtgedrängt auf Holzbänken. Der "Saila"(das Oberhaupt des Dorfes) und der Dorfrat sind in der Mitte des Raumes auf Stühlen platziert und bilden gleichzeitig die Trennzone zwischen Männern und Frauen.
Die Kuna rauchen normalerweise nicht, aber jetzt raucht jeder wie verrückt, auch die Frauen sitzen mit Pfeifen und Zigaretten rum.
Das Chicha Getränk (gebraut aus Zuckerrohr, Mais und Kaffee) steht als graubraune Brühe in großen mit Bananenblättern abgedeckten Gefäßen und wird in Kalebassen-Schalen durch die Reihen gereicht.
Wenn man eine Schale bekommt, muss man zuerst aufstehen, ca. eine Minute lang mit den Füssen stampfen und vor sich hinstöhnen. Dann trinkt man die Schale auf ex aus. Anschliessend wird von einem erwartet, dass man die Schale wieder auffüllen geht und dem vorherigen Überbringer überreicht, der sich auch wieder mit Tanzen und Stöhnen bedankt. Alles sehr lustig und es erinnerte mich eher an ein kollektives Besäufnis als an ein zeremonielles Menstruations-Ritual.
Anyway, es war sehr interessant und lustig, und später am Abend sind Wilma, Jim und ich alle ein bisschen beschwipst zurück zu unseren Booten geschwankt.

Leider hat sich Wilma, wahrscheinlich beim gemeinsamen Chicha-Trinken, einen Virus oder eine Bakterien-Infektion zugezogen, denn ab dem nächsten Abend bekam sie heftigen Durchfall und die Kotzeritis.
Das ganze zog sich über eine Woche lang hin und dann sind auch noch ihre Fussknöchel und Knie stark angeschwollen.

Am 14. Tag nach der Chicha-Zeremonie, wir waren mittlerweile zurück nach Nargana gesegelt, entschlossen wir uns, nach Panama-City zu fliegen und ein Krankenhaus aufzusuchen.
Wilma wurde auch gleich dabehalten und jetzt, nach sieben Tagen im Hospital-Nacional und acht Kilogramm leichter, wurde sie heute wieder entlassen. Nach unzähligen Tests stand auch endlich die Diagnose fest: Enteric-Reactive-Arthritis. Also ein Bakterium, welches nicht nur den Durchfall verursachte, sondern auch die Arthritis in ihren Gelenken auslöste.

Aber nach einer Woche Antibiotika und einem ganzen Sack voll von verschriebener Medikamente ist sie nun auf dem Wege der Besserung und wir werden nun täglich versuchen, einen Standby-Platz in den ausgebuchten Flugzeugen zurück nach SanBlas zu ergattern.

Bis denne,

Besitos aus Panama-City, Steffo y Wilma

PS: Flecky, der BCfH (Bastard Cat from Hell) macht zwischenzeitlich Urlaub auf der SY Wonderland.