Freitag, 18. Februar 2011

Doppel-Mord im Paradies

Standort der SAWADI: vor Anker Yansalardup, East Lemon Cays / SanBlas / Panama
GPS-Position: N 09°34,00 W 078°51,00

Hi all,
im sonst so verschlafenen KunaYala war es die letzten zwei Wochen fett spannend!
Am besten erzähle ich die Geschichte chronologisch und so wie ich es mitbekommen habe.
Vor ein paar Wochen hörte ich in der täglichen Kurzwellen-Funkrunde, dass der amerikaische Einhandsegler Don North und seine Segelyacht WINDANCER vermisst wird.
Ein paar Tage später wurde gemeldet, dass ein französischer Einhandsegler namens Jean-Pierre Bouahard vom Katamaran LEVANTE tot im Hafenbecken von Portobello (ca. 45 Meilen westlich von den SanBlas) gefunden wurde. Angeblich mit 'ner Ankerkette um die Füsse, 'ner Kugel in der Brust und offenbar wurde ihm die Haut vom Gesicht entfernt. Da er aber ein grosser Kerl war - ich selbst habe ihn kurz mal letztes Jahr getroffen - trieb er wieder an die Wasseroberfläche und wurde gefunden.
Gerüchte gingen um, dass ein gewisser Javier Martin an dem Mord beteiligt gewesen sein soll. Es heisst, Jean-Pierre machte mit Javier Martin und einem dritten Mitsegler einen Backpacker-Törn auf der Levante runter an die kolumbianische Küste und wieder zurück und am Ende des Törns gerieten Jean-Pierre und Javier in Streit über das verdiente Geld. Am nächsten Tag wurde die Leiche von Jean-Pierre gefunden.

Javier war übrigens der Kapitän von der Segelyacht TWYLA. Er machte mit diesem Boot Backpacker-Touren zwischen Cartagena/Kolumbien und SanBlas/Panama - bis er dummerweise vor zwei Monaten die TWYLA in Chichime auf ein Riff setzte und das Boot versank. (Anm. der Red.: siehe dazu auch meinen Blog "Und schon wieder ein Schiffbruch" vom 09.Dez. 2010).

Wir hatten jetzt also einen toten Jean-Pierre von dem Katamaran LEVANTE, einen verdächtigen ex-Yachtbesitzer Javier Martin und einen seit mittlerweile zwei Wochen vermissten Don von der WINDANCER.
Und jetzt wirds noch komplizierter. Denn jetzt kommt das Boot "Green Twilight" ins Spiel. Es tauchte ca. zu der Zeit auf, als die WINDANCER als vermisst gemeldet wurde - und entdeckt wurde die unbemannte "Green Twilight" von mir. Sie lag ca. eine Meile westlich der SAWADI vor Anker. Der Ankerplatz war schlecht gewählt und das Boot schaukelte teilweise ziemlich hin und her. Ich wunderte mich schon darüber - dachte mir aber nix weiter dabei. Als das Boot nach fast zwei Wochen immer noch dort vor Anker lag, fuhren ich und ein Segelbekannter dann doch mal hin und stellten fest, dass das Boot abgeschlossen und definitv verlassen war. Wir mutmassten zunächst, dass der Bootsbesitzer vielleicht in PanamaCity ist und sein Boot hier nur geparkt hatte. Seltsam war auch, dass der Bootsname "Green Twilight" mit grünem Klebeband unprofessionell hingeklebt war.
Ich fragte dann mal in der Funkrunde an, ob jemand das Boot Green Twilight kenne, da es seit ein paar Wochen unbeaufsichtigt an einem einsamen und schaukeligen Ankerplatz liege. Das brachte kurz darauf den Stein ins Rollen und Vermutungen und Gerüchte wurden laut, dass es sich bei der Green Twilight eventuell um die vermisste WinDancer handeln könnte und dass angeblich Don vor seinem Verschwinden erzählte, er habe einen anderen Käptain, einen gewissen Martin, als Crewmitglied an Bord genommen.
Eine weitere Woche später war klar, dass die Green Twilight eigentlich die WinDancer ist und man stellte ausserdem fest, dass von dem Boot viele Dinge entwendet wurden. So fehlten unter anderem seine zwei Dingis (eines davon ein kleines Hartboden-Segeldingi, welches später noch eine Nebenrolle spielen sollte) und auch einer seiner zwei 45-Pfund-Anker.

Die Verdachtsmomente gegen Javier Martin verdichteten sich täglich und ständig schwirrten neue Gerüchte durch die Funkrunde.
Zum Beisiel dass der Katamaran Levante nicht auffindbar sei, dass er gefunden wurde, als grade ein Arbeiter in einer einsamen Bucht das Boot neu anstrich und den Namen abänderte, dass Javier Martin in PanamaCity ermordet aufgefunden wurde, dass der eine Anker deswegen fehlte, weil Javier den armen Don damit im Meer versenkte, und so weiter und so fort. Also insgesamt eine schlimmere Gerüchteküche als in den Seifenopern "Dallas", "Denver-Clan" und "Lindenstrasse" zusammen.
Schliesslich wurde noch das FBI eingeschaltet und in ganz Panama liefen Nachrichtenspots mit dem Foto von dem Spanier Javier Martin, der mittlerweile offiziell als Doppelmörder gesucht wurde.
Weitere zwei Tage später wurde Javier in der Provinz Darien, im Süden von Panama, festgenommen, als Einwohner sein Gesicht erkannten und die Polizei alarmierten. Bei ihm gefunden wurden über 13.000 USD in bar, zwei Pistolen, eine Schrotflinte und ausserdem die Kreditkarten von Don von der WinDancer.
Also wurde zu guter Letzt doch noch alles aufgeklärt und der Bösewicht verhaftet.
Wer mehr dazu nachlesen will, schaue einfach mal bei www.panama-guide.com nach und suche nach dem Schlüsselwort "WinDancer".

Ach ja, die Nebenrolle des Segeldingis. Hier kommt die Story.
Ein ganz eifriger amerikanischer Segler, der in meiner Nähe geankert hatte, sah eines morgens, dass hinter der SAWADI genau so ein Festboden-Segeldingi festgebunden war, wie das, welches der Don von der WinDancer besessen hatte.
Prompt erzählte er diese Beobachtung allen möglichen Seglern und vermutete, dass ich das Dingi von der herrenlosen WinDancer alias GreenTwilight geklaut hätte.
Was dieser Möchtegern-Spion aber nicht wusste, war, dass das Dingi, welches es millionenfach auf der Welt gibt, dem Katamaran TINTO gehört, und zwar schon seit 'zig Jahren, und dass die TINTOs an diesem Morgen mit ihrem Dingi auf der SAWADI waren, um bei 'nem leckeren Cappucino mein Internet zum eMails-Abrufen zu benutzen.
Drei Tage später ruft mich doch tatsächlich dieses amerikanische, profilierungsgeile A..loch mit verstellter Stimme und getürktem Bootsnamen über UKW-Funk an und rät mir, ich solle doch dringend das gestohlene Dingi zurückgeben, da das FBI zu mir unterwegs sei.
Ich erfuhr kurz darauf von meinen amerikanischen Seglerfreunden, die diesen UKW-Ruf ebenfalls mithörten, dass sie die Stimme dieses anonymen Funkers erkannt hatten und dass es sich dabei um unseren nicht allzu klugen Möchtegern-Spion handelte, der mich da öffentlch anfunkte und schon wieder diese Lüge verbreitete.
Mir platze nun endgültig der Kragen. Ich funkte ihn ebenfalls öffentlch auf UKW an, klärte zunächst die Geschichte dieses identischen Dingis hinter der SAWADI auf und sagte ihm ferner, er soll mit diesen üblen Diebstahls-Verleumdungen sofort aufhören, sonst schicke ich ihm neben seinem geliebten FBI auch die CIA, die NSI, die NASA, den MI-5, den ABC, den XYZ, den KGB und wenn es sein muss auch noch die Frau Merkel auf den Hals. Jou!
Abends bin ich, zusammen mit einer Bekannten, nochmal zu ihm persönlich hingefahren und hab ihn nochmal gewarnt, dass ich kein Wort mehr von ihm über diesen ganzen Blödsinn betreffs geklauten Dingis von der SAWADI und anrückendem FBI hören will.
Seitdem ist Ruhe im Karton. ;-)

In diesem Sinne,

all the best aus dem kurzzeitig spannenden und mittlerweile wieder verschlafenen KunaYala,

Steffo y Flecky ;-)

Foto des Tages:
Ein von den ganzen Mordgeschichten ziemlich unbeeindruckter Flecky

Sonntag, 6. Februar 2011

Unterlippe-Innenseiten-Sonnenbrand...

Standort der SAWADI: vor Anker Yansalardup, East Lemon Cays / SanBlas / Panama
GPS-Position: N 09°34,00 W 078°51,00

Hi all,
ist mein letzter Blog wirklich schon wieder zwei Monate her? Ts, ts, wie die Zeit vergeht.

Die Regenzeit ist mittlerweile vorüber, genauso wie die windarme Zeit.
Seit drei Wochen haben wir hier herrliche, konstante Nordostwinde und Sonnenschein!
Schlecht für die Wassertanks, die immer leerer werden, aber saugut für die Aufladung der Batterien und vor allem fürs Kiteboarding!!!

Mein 11-Quadratmeter Kite, den ich vor drei Jahren gebraucht in Curacao gekauft hatte und der seitdem kaum von mir benutzt wurde, ist seit zwei Wochen im Dauereinsatz!!!
Mein Ankerplatz hier ist DER perfekter Kiteboarding-Spot. Am Strand lässt sich unter Palmenschatten der Kite aufbauen und im seichten Lagunenwasser kann man den Kite starten. Und durch das vorgelagerte Riff ist das Meer so gut wie ohne Wellen - trotz idealen 16-20 Knoten Wind!

Jeden Tag lerne ich was Neues dazu. Am ersten Tag war ich noch ultranervös und superfroh, dass ich zumindest 200 Meter lang auf dem Brett bleiben konnte, ohne ins Wasser zu fallen.
Am nächsten Tag konnte ich schon meine erste Wende fahren ohne jedesmal bis zum Hals ins Wasser zu sinken und auch das "Upwind"-Kiten klappt mittlerweile (Anm. der Red.: ist wie beim Segeln das Aufkreuzen gegen den Wind).

Und weitere zwei Tage später konnte ich schon wie ein Profi um die Kurve carven. Man dreht dazu kurz vor der Wende das Board um 180 Grad und fährt dann "Toe-side" (man fährt das Brett dann also auf der Kante, wohin die Fussspitzen zeigen) - danach wechselt man langsam die Richtung des Kites, lässt sich auf die Fersenkante zurückkippen und "carvt" eine schöne 180 Grad-Kurve durchs glasklare Wasser.
Diese Carving-Kurven finde ich zur Zeit das Beste am Kiten und während ich diesen Text schreibe bekomme ich vor Freude darüber schon wieder feuchte Augen.
Sprünge habe ich bisher noch keine gemacht, dafür aber springen meine Kiteboarding-Buddys Gretchen und Frank von der SY Infinity wie die Weltmeister! ;-)

Seit heute ist der Wind zu schwach zum Kiten und das ist auch gut so.
Flecky und die SAWADI sind total vernachlässigt und ich hab' einen fetten Muskelkater in den Schultern und in den Oberschenkeln, - das Schlimmste aber (Anm. d. Red.: das ist jetzt kein Scherz) ist mein Sonnenbrand auf der Innenseite meiner Unterlippe. Man muss beim Kiten nämlich ständig grinsen vor Freude und dann brennt einem die tropische Sonne unerbittlich in den Mund.

In diesem Sinne,
all the best aus dem Paradies,

ein kitesüchtiger Steffo und ein vernachlässigter Flecky ;-)

Foto des Tages:
Gretchen und Frank von der SY Infinity machen schon riesige Sprünge!!!
Tipp: Wenn ihr auf die Bilder klickt, könnt ihr sie in der Originalgrösse anschauen!