Mittwoch, 30. Januar 2008

Home again...

Standort der SAWADI: vor Anker auf Isla Blanquilla, Südseite, Playa Caranton.
GPS-Position: N 11°49,14 W 064°36,88

...und täglich grüsst das Murmeltier...
...und ich grüsse wieder mal von Blanquilla, meiner Lieblingsinsel.

Am Sonntag mittag hiess es endlich "Leinen los".
Der 100-Meilen-Törn vom Festland raus auf die Offshoreinsel Blanquilla fing auch sehr gut an: 15-20 kn Wind, kaum Welle, Sonnenschein. Ich habe von Anfang an ein Reff ins Segel eingebunden - zum Teil auch deswegen, weil es unbequem, nass und auch nicht ganz ungefährlich ist, draussen auf offener See bei weiter auffrischendem Wind vor an den Mast zu müssen, um die Segel zu reffen (Reffen=die Segelfläche verkleinern, Anm. der Red.).
Der einzige Haken war lediglich, dass der Wind entgegen der Ost-Vorhersage genau aus Norden kam. Und nach Norden wollte ich eigentlich segeln. Daher konnte ich die ersten 4 Stunden nur einen Kurs von 290-300 Grad segeln, und dieser Kurs würde mich genau in Richtung Tortuga bringen. Na, ab dafür, dachte ich, dann segel ich eben auf die Insel Tortuga, dort isses ja auch sehr schön.
Zum Abend hin drehte der Wind doch noch wie versprochen auf Ost und meine Selbststeueranlage hielt die SAWADI die ganze Nacht hindurch genau auf Kurs 360 Grad - geradewegs Richtung Blanquilla.
Die Nacht selbst bestand für mich aus 30 mal Einschlafen und 30 mal Aufgeweckt werden. Da das Seegebiet rund um Puerto La Cruz relativ stark befahren ist - vor allem von riesigen Öltankern - hatte ich mir vorgenommen, mind. alle 20 Minuten Ausguck zu halten nach anderen Schiffen. Kaum hatte ich mich also hingelegt und war gerade am Eindösen, schepperte der Handywecker.
Dann hiess es aufstehen, aufs Radargerät kucken, ob sich ein Schiff in der Nähe befindet, an Deck gehen, die Segel und den Kurs kontrollieren und vor allem nochmal einen Rundumblick zu machen. Dann wieder runter, hinlegen, eindösen,... klingeling...schon wieder Aufstehen, den Radarbildschirm kontrollieren,...
Ein einziges Mal habe ich keine Lust gehabt und habe eine klingeling-Runde ausgelassen, uaahhhhh, und prompt werde ich weitere 15 Minuten später von einem tiefen brummenden Motorengeräusch wach. Als ich hektisch an Deck sause, sehe ich die riesigen Hecklichter von einem gigantischen Frachter, der ca. eine halbe Seemeile voraus meinen Kurs gekreuzt hat. Puuuhhhh, nochmal Glück gehabt. Bei allen weiteren Klingeling-Attacken meines Handys bin ich brav aufgestanden, habe brav den Radarbildschirm kontrolliert,
bin brav an Deck gegangen, ... ;-)
Dass ich Blanquilla am nächsten Mittag dann doch um 10 Seemeilen verpasst habe, lag an der von Ost nach West laufenden Strömung. Anyway, Motor an und 2,5 Stunden gegen Wind und Strömung motoren und dann fällt der Anker ins glasklare Wasser und -wie immer - falle auch ich müde in meine Koje.
Heute hat mich übrigens die CoastGuard kontrolliert. Heute morgen stand ich splitternackt in meinem Dingi und wollte grade meinen "Yamaha Quinze Cavallos" mittels eines Flaschenzugs am Dingi befestigen, kommen vier Mann von dem hiesigen Militärstützpunkt mit ihrem Böotchen um die Ecke getuckert. Ich bin dann schnell an Deck gesprungen und hab mir ein Höschen angezogen, und schon waren die Jungs von der CoastGuard da und fragten freundlich, ob sie eine Inspektion durchfürhren dürften.
Die Inspektion sah dann (wie jedesmal übrigens) so aus, dass die vier Jungs in meinem Cockpit sitzen, gemütlich das angebotene Bierchen trinken, schüchtern nach einem Apfel aus meinem Obst-Netz fragen und einer von ihnen irgendein amtliches Formular ausfüllt.
Dann wollen sie noch wissen, ob ich eine Rettungsweste an Bord habe und nach einem kleinen Schnack auf gebrochen-spanisch von meiner Seite und gebrochen-englisch von ihrer Seite springen sie wieder in ihr Böotchen und machen die Leinen los. Ich schenke ihnen zum Abschied zwei weitere Äpfel und eine Birne und sie rufen mir noch zu, dass ich sie jederzeit auf dem UKW-Kanal 16 erreichen könne, falls ich Schwierigkeiten hätte. Einfach nette CoastGuard-Jungs eben!

Heute nachmittag werde ich dann mal wieder auf Fischfang gehen. Ob ich Erfolg gehabt habe, könnt ihr in meinem nächsten Blog lesen...

Besitos de Blanquilla,

Steffo ;-)

Donnerstag, 24. Januar 2008

Die SAWADI schwimmt wieder...

Standort der SAWADI: wieder am Steg in der Marina Bahia Redonda, Puerto La Cruz
GPS-Position: N 10°12,50 W 064°39,66

Gestern war Krantermin!
Aus den angepeilten 3 Tagen an Land wurden nun doch 8 Tage.
Dafür ist das Unterwasserschiff jetzt wieder tip-top:
-die Ruderaufhängungs-Reparatur ist erledigt (siehe Foto des Tages)
-drei Anstriche Antifouling-Farbe sind drauf. Dafür habe ich drei Gallons (ca. 11,4 Liter) von der Antifouling-Farbe AMERON verbraucht
-eine neue Zink-Opferanode ist angeschraubt
-Propeller ist von Hand abgeschliffen und ebenfalls mit AMERON gestrichen.

Jou, und jetzt schwimmt die SAWADI wieder.

Und übermorgen solls losgehn, wieder für 2 Wochen auf die Isla Blanquilla, übrigens immer noch meine Lieblingsinsel hier in Venezuela! ;-)

Fotos des Tages:
Die SAWADI hängt am Haken...












Antifouling-Helden(1)












Antifouling-Helden(2)












Ruderaufhängung-Reparatur...

Sonntag, 20. Januar 2008

Die Nähmaschine, dein unbekannter Freund

Standort der SAWADI: an Land in der Marina Bahia Redonda, Puerto La Cruz
GPS-Position: N 10°12,50 W 064°39,66

Auch wenn es sich nicht sehr männlich anhört, aber ich habe mir vor einiger Zeit meinen langgehegten Langfahrtensegler-Wunsch erfüllt: eine SINGER-Nähmaschine (Yeahh, mit Fuß-Gaspedal!, Anm. der Red.)
Mitte Dezember habe ich sie von den IKIMAOs erstanden und heute zum erstenmal ausprobieren wollen.
Hat auch alles soweit funktioniert, nur hatte ich leider keinen Faden zur Hand, denn sonst hätte ich gleich für meine Fender neue Fender-Kondome genäht. Der Stoff dafür liegt übrigens auch schon seit Anfang Dezember bereit.
Na, zumindest habe ich testen können, ob ich die SINGER über meinen 12V->220V-Konverter (600W-1000W) betreiben kann. --> Ich kann. ;-)

Aber egal, ich habe es ja nicht eilig und meine Fender kommen auch noch ein paar Wochen oder Monate ohne neue Stoffüberzüge aus. Der Tag wird kommen, da an Bord nichts zu Basteln oder zu Reparieren ist, das Wasser zu kalt zum Schwimmen ist und auch sonst nichts los ist.
Und dann werde ich mich an meinen unbekannten Freund erinnern...

Besitos, Steffo ;-)

Bild des Tages:
Erstes, schüchternes Kennenlernen...

Die SAWADI auf Landausflug...

Standort der SAWADI: an Land in der Marina Bahia Redonda, Puerto La Cruz
GPS-Position: N 10°12,50 W 064°39,66

Letzten Mittwoch kam die SAWADI an Land, um einen neuen Antifouling-Anstrich zu bekommen. Der Werft versprach mir, dass die SAWADI Freitags, also vor drei Tagen, wieder ins Wasser käme.
Bueno, leider sagte die Werft nicht, welchen Freitag. ***grinzzz***
Denn nach dem Haul-Out der SAWADI passierte erstmal 2 Tage lang gar nichts mehr. Freitag nachmittags kam zumindest ein Arbeiter vorbei und hat immerhin eine knappe Stunde lang Barnickels (zu deutsch Seepocken) vom Rumpf abgekratzt.
Jetzt ist mittlerweile Sonntag abend, und bis auf den Barnickel-Abkratz-Mann hat sich seither niemand mehr blicken lassen. Das heisst dann wohl, frühestens am Montag wird der Rumpf abgeschliffen, dann kommt vielleicht Montag nachmittag der erste Antifouling-Anstrich drauf und mit viel Glück am Dienstag morgen der zweite.
Im Idealfall hängt also die SAWADI am Dienstag nachmittag am Haken und wird zu Wasser gelassen.
Aber wetten würde ich da auf keinen Fall drauf.

Gruesse von der Werft....

Steffo

PS: Ihr fragt euch, warum ich die Arbeiten am Boot nicht selbst vornehme?
Das liegt daran, dass die Werft Geld dafür verlangt, wenn man selbst am Boot arbeitet. 370.000 Bs. für selber arbeiten, 870.000 Bs. wenn die Werftarbeiter die Arbeit machen. Da fällt einem die Wahl relativ leicht. Für 500.000 Bs (= 100 USD) mehr muss ich nicht schleifen und nicht die hochgiftige Antifouling-Farbe aufpinseln.

Bild des Tages:
Die SAWADI steht an Land und staubt fröhlich ein...

Dienstag, 15. Januar 2008

Mastmikado oder "neulich auf der Werft..."

Standort der SAWADI: am Steg in der Marina Bahia Redonda, Puerto La Cruz
GPS-Position: N 10°12,50 W 064°39,66

Auf dem folgenden Bild könnt Ihr anschaulich erkennen, dass Wanten* und Stagen* doch recht nützliche Dinge an Bord sind.
Sie halten nämlich den Mast in der senkrechten und sorgen dafür, dass er auch bei Wind und Welle nicht einfach umfällt.
Dies ist jedoch dem armen Bruno von der SY Caribee passiert. Er wollte am Samstag nachmittag irgendeine Reparatur an den Püttings* vornehmen und hat dazu alle Wanten an der Backbordseite gelöst (**sic***). Er hat zwar noch daran gedacht, den Mast mit einer Leine abzuspannen, aber dummerweise ist die Leine gerissen und der Mast ist, ploppp, einfach umgefallen.
Er fiel auf das Nachbarboot, dessen Mast auch fast runterkam, da die mehreren hundert Kilogramm, die so ein Mast wiegt, mächtig auf die Achterstagen des Nachbarbootes drückten und der Mast sich dadurch schon bedenklich nach achtern neigte.
Am Montag morgen dann konnte der Mast mit Hilfe eines Kranes mikado-spiel-mässig hoch- und herausgehoben werden.


*: Begriffserklärungen:
Wanten und Stagen gehören zum sog. stehenden Gut auf einem Segelboot. Die Wanten sind die Stahlseile, die den Mast seitlich versteifen und abstützen.
Das/die Backstag(en) oder Achterstag(en) dienen zum Abstützen des Mastes in der Längsschiffrichtung. Zu den Stagen gehört auch das Vorstag, welches den Mast nach vorne abstützt und an dem auch das Vorsegel angebracht ist.
Püttings (Einzahl: Pütting, Mehrzahl: Püttings, nicht Püttinge oder Püttinger, Anm. der Red.) sind mit dem Deck und Rumpf verbolzte, auf Kunststoffbooten meist einlaminierte Stahlbänder, Stahlplatten oder Stahlbügel, an denen das stehende Gut mit Wantenspannern festgemacht ist. Ncoh Fragen? ***grinzzz***
Seht Euch das zweite Foto an, da sieht man alles sehr gut.


Foto des Tages:
...und solche Dinge passieren natürlich immer Samstag abends, wenn weit und breit kein Werftarbeiter oder Kranführer mehr greifbar ist...












Bootskunde - Das Rigg - Das stehende Gut (Seite 36), abfotografiert aus dem Buch "Seemannschaft, Handbuch für den Yachtsport", Delius Klasing Verlag:

Montag, 14. Januar 2008

Die Apotheke SAWADI

Standort der SAWADI: am Steg in der Marina Bahia Redonda, Puerto La Cruz
GPS-Position: N 10°12,50 W 064°39,66

Avalox, Soventol, Malarone, Cutasept, Buscopan, Tramadol, Octenisept, Tilidalor,usw...
Dies ist ein kleiner Auszug der Begriffe, mit denen ich mich gestern den ganzen Tag habe herumschlagen muessen!

Denn meine Sonntagsbeschäftigung war gestern das Neukatalogisieren und Ordnen meiner Reiseapotheke hier an Bord.
Angefangen von normalen Kopfweh-Tabletten, über diverse Antibiotika und Schmerzmittel bis hin zu resorbierbaren und nichtresorbierbaren Fäden zum Nähen von Wunden ist alles an Bord.
Auch steril verpacktes OP-Besteck wie Klammern, Pinzetten, Skalpelle gibt es in meinem aus den Nähten platzenden Medikamentenkoffer!
Lediglich die Knochensäge fehlt, aber im Bedarfsfall nimmt man dazu einfach die Metallsäge aus dem Werkzeugkoffer, besprüht sie grosszügig mit Desinfektionsspray wie z.B. Cutasept oder Octenisept, betäubt die zu "behandelnde Stelle" lokal mit 'ner subkutan eingeführten Spritze voll Xylonest oder gleich den ganzen Kerl mit 'ner intravenös verabreichten Spritze voll Ketanest und los gehts mit dem lustigen Knochen durchsägen. ;-)

Laut meinem Buch "Das grosse Buch der Überlebenstechniken" kann man Kleinamputationen aber auch problemlos mit einem scharfen Messer durchführen. Man darf nur nicht vergessen, einen Hautlappen zum Hochklappen übrigzulassen. ***grinzzz***

Ihr seht schon, so ein Tag zwischen Medikamenten, Ampullen, Betäubungsmitteln und Operationsbesteck hinterlässt bleibende Eindrücke in der Psyche eines Seglers...

Fotos des Tages:
Steffo zwischen all den Medikamentenschachteln, Ampullen, Infusionslösungen, usw.











Auszug aus dem Buch "Das grosse Buch der Überlebenstechniken", Autor: Gerhard Buzek, Orbis-Verlag, Seite 46: Kleinamputation

Freitag, 11. Januar 2008

Drogen, Prostitution und Auftragsmord...

Standort der SAWADI: am Steg in der Marina Bahia Redonda, Puerto La Cruz
GPS-Position: N 10°12,50 W 064°39,66

Diesmal geht es um das Thema "Kosten einer Weltumsegelung"
Ich werde häufig gefragt, wie ich mir denn so ein Leben an Bord in meinem Alter leisten kann.
Oftmals höre ich diese Frage von neuen Gesprächspartnern schon gleich nach dem Kennenlernen:
"Hallo, ich bin der Fritz, ich mach hier grade zwei Wochen Urlaub...Ähhh, du, sag mal, wie kannst du dir denn so ein Leben überhaupt leisten, musst du denn nicht mehr arbeiten, hast du geerbt, bist du Millionärssohn?..."
Uaaahhhh, meine Standardantwort auf solche Fragen ist dann meinstens "Na, ich verdiene mein Geld mit Drogen, Prostitution und zwischendurch mal einem Auftragsmord" ;-)

Aber Leuten, die ich schon länger kenne, verrate ich dann doch die Wahrheit: Das Leben ausserhalb Europas ist gar nicht sooo teuer. Vor allem dann nicht, wenn man in Deutschland keine hohen laufenden Kosten mehr hat.
Ich zum Beispiel habe
-meine Wohnung aufgegeben,
-mein Auto verkauft,
-ich muss keine Telefongebühren mehr an meine ach so geliebte Deutsche Telekom bezahlen,
-keine teure Internetflatrate mehr,
-keine Autoversicherung,
-keine Wohnungsmiete,
-keine Radio- und Fernsehgebühren
-keine teure deutsche Krankenversicherung
-usw.

Bevor ich jetzt aber zu aussschweifend werde, klickt doch bitte auf den nachfolgenden Link, dort findet ihr einen sehr interessanten und aufschlussreichen Bericht über das Thema "Kosten und Finanzierung einer Weltumsegelung". Dort steht genau das, was ich auch zu diesem Thema zu sagen hätte (und vor allem deutlich eloquenter als ich es könnte):
http://www.seezigeuner.de/150.html
Falls der Link nicht funktioniert, besucht die Website www.seezigeuner.de und kuckt bei den Berichten nach "Kosten einer Weltumgsegelung".

Viel Spass beim Lesen und vielleicht gibt das ja für den einen oder andern den Anstoss, den "Sprung ins (gar nicht so kalte) Wasser" zu wagen und sich ins Abenteuer einer Weltumsegelung zu stürzen. ;-)



Aber jetzt hör ich auf mit der Progaganda, sonst sind bald die Weltmeere und einsamen Ankerplätze randvoll und keiner ist mehr in Deutschland und arbeitet für meine Rente! ;-)

Gruesslies aus dem Leben,

Euer Steffo

Foto des Tages:
Dies war auf Tortuga 14 Tage lang meine Aussicht aus dem Cockpit-Fenster... ;-)

Donnerstag, 10. Januar 2008

Es gibt neue Sawadi-Bilder (mit Beschriftung)...

Standort der SAWADI: am Steg in der Marina Bahia Redonda, Puerto La Cruz
GPS-Position: N 10°12,50 W 064°39,66


Hi all,

endlich gibt es wieder neue Bilder (mit Beschriftung!!!) auf der Sawadi-Website!!!

Ihr findet sie links im Navigations-Baum unter Bilder –> Karibik-??? -> Venezuela Offshore Inseln 1

Viel Spaß beim Fotos ankucken!

Euer Steffo


Foto der Tages:
so sieht es im Salon aus, wenn man beim AmWind-Segeln nicht alles gut verstaut... uaahhhhh

Freitag, 4. Januar 2008

Warum ich das Weitersegeln hasse...

Standort der SAWADI: vor Anker auf Isla Tortuga, Los Tortuguillas.
GPS-Position: N 10°58,00 W 065°25,00

Hi all,
hier kommt eine kleine Ausschweifung zum Thema "Lossegeln bzw. Weitersegeln"
Es gibt doch keinen schlimmeren Tag als den "Tag vor dem Weitersegeln".
Man liegt seit Tagen oder Wochen gemütlich vor Anker, düst täglich mit dem Dingi rum, kennt manche Fische schon beim Vornamen, die Pelikane grüssen auch schon höflich, wenn sie im Gleitflug vorbeifliegen und man schiebt den Tag des Weitersegelns permanent vor sich her.
Aber irgendwann ist es soweit, im Kühlschrank herrscht mittlerweile gähnende Leere, frischen Salat oder frisches Obst kennt man nur noch vom Hörensagen, neben dem Mülleimer stapeln sich schon die leeren Oliven-, Champions- und Tomatensossen-Dosen und das Bier geht auch langsam zur Neige. Der Wind soll für den nächsten Tag günstig stehen und so beschliesst man also, am nächsten Tag loszusegeln.
In meinem Fall ist heute dieser Tag vor dem Lossegeln gewesen.
Aber ihr glaubt nicht, was man an diesem Tag alles erledigen muss:
-Sonnensegel abbauen und verstauen
-Aussenborder an Bord hieven und verstauen
-Dingi mit Flaschenzug aufs Vordeck manövrieren
-Dingi wieder ins Wasser lassen und erstmal mit der Taucherbrille und Bürste den Algen- und Seepockenbewuchs am Dingiboden entfernen, denn nichts ist ekliger, als beim Segeln ständig einen Algenverwesungsgeruch in der Nase zu haben
-Dingi also zum zweiten Mal mit Flaschenzug aufs Vordeck manövrieren und festzurren
-Solarpanel, welches an Deck liegt, entsalzen und unter Deck verstauen
-die komplette Backskiste leerräumen und dann die Dingiutensilien wie Benzintank, Paddel und Sitzbank verstauen, dann erst wieder die Fender und Leinen einräumen, denn die brauche ich beim nächsten Anlegen in der Marina wieder als erstes.
-zwischendurch ein Essen für den nächsten Tag vorbereiten, denn Kochen bei Schräglage und Hin-und Hergeschaukel ist nicht wirklich angenehm.
-Flossen, Schnorchel, Tauchanzug spülen, zum Trocknen aufhängen und anschliessend verstauen
-Motor checken (Ölstand, Keilriemenspannung, Hydrauliköl für Steuerung, Getriebeöl). Und nicht vergessen, die Wellenstopfbuchse mit Wellenstopfbuchsenfett, welches man übrigens beim Wellenstopfbuchsenfetthändler kaufen kann, fetten.
-mal wieder Geschirr spülen, denn wenn es anfängt zu Schaukeln, kann ein vollgestelltes Spülbecken einen Heidenlärm beim Segeln machen
-den Wassermacher mit Biozidlösung konservieren, denn ab übermorgen liegt man ja wieder längere Zeit im schmutzigen Hafenbecken der Marina, dort kann man den Wassermacher eh nicht betreiben und nach mehr als 2 Tagen ohne Benutzung greifen die Mikroorganismen und Bakterien die empfingliche Membran des Wassermachers an, wenn man sie nicht mit einer Biozidlösung abtötet.
-und zumindest einen Wegpunkt ins GPS-Gerät einprogrammieren, damit man nicht völlig plan- und richtugslos lossegelt

Dann noch einen Blob schreiben und anschliessend todmüde in die Koje fallen, denn am nächsten Tag will man ja morgens um 4:30 Uhr lossegeln, damit man evtl. noch bei Tageslicht am Ziel ankommt.

Uaaahhhh, ich hasse einfach diese Tage vor dem Lossegeln!!!

In diesem Sinne,
müde Grüsse von Tortuga,
Steffo ;-)

PS: Und, schei... drauf, ich segel morgen früh erst um 6 Uhr los, dann komm ich eben bei Dunkelheit an, ist besser als frühmorgens bei Dunkelheit hier aus dem Riff rauszufinden! Jawoll! ;-)

PS2: Ich hoffe ich denke dran, im nächsten Blog zu erzählen, wie ich an Sylvester fast die Sawadi in Brand geschossen hab mit den abgelaufenen Seenotraketen, gezündet von der Beduina aus, welche im Luv von der Sawadi vor Anker lag und....