Sonntag, 29. November 2009

...und Leichen pflasterten seinen Weg.

Standort der SAWADI: vor Anker in Cartagena / Kolumbien
GPS-Position: N 10°24,00 W 075°33,00

Hi all,
ich bin zurück aus der Hölle!!
Nach acht Tagen in der Werft kam ich gestern nachmittag wieder gut am Ankerplatz vor der Altstadt an.
Acht höllische Tage focht ich einen ungleichen Kampf gegen eine riesige Übermacht von Mosquitos, musste zusehen wie die SAWADI täglich mehr einstaubte, war die ersten Tage von oben bis unten blau von der alten, abgeschliffenen Antifoulingfarbe, wurde die letzten Tage rot gesprenkelt von der neu aufgetragenen Antifoulingfarbe, und täglich brannte die kolumbianische Sonne erbarmungslos auf mein restliches, von den giftigen Antifoulingdämpfen noch nicht zerstörtes Gehirn. ;-)

Ok, ok, ganz so schlimm wars nicht (so im nachhinein betrachtet), aber es war eine extrem anstrengende Scheissendreck-Arbeit. ;-o

Aber vergeben und vergessen, ich bin wieder im Wasser, die SAWADI hat jetzt einen roten Bauch und die letzten zwei Mosquitos habe ich heute morgen mit dem Muckenbatscher (Anm. der Red.: für Nichtschwaben ist es eine Fliegenklatsche) zur Strecke gebracht.

Aber schon steht das nexte Projekt vor der Tür.
Mein Motor bzw. mein Dieseltank macht immer noch Probleme. Wie im letzten Blog berichtet, fiel ja mein Motor auf der Fahrt in die Werft aus, und ich baute daraufhin die Dieselleitungen so um, dass ich jetzt in meiner Bilge einen 20-Liter Kanister mit sauberem Diesel habe, in dem die Diesel-Zuleitung steckt.
Damit kam ich auch gut in der Werft an, aber als gestern die SAWADI zurück ins Wasser gesetzt wurde und ich den Motor anwarf, starb er nach wenigen Minuten schon wieder ab, obwohl er den sauberen Diesel aus meinem Kanister ansaugt.
Nach schweisstreibendem Entlüften der Maschine bei 36 Grad im Schatten fiel mir auf, dass eine Hohlschraube, die an der Dieselrückführleitung angebracht ist, aufgedreht war, so dass kein überschüssiger Diesel zurück in den Tank fliessen konnte. Nachdem die Schraube zugedreht war, lief mein Volvo-Penta wieder wunderprächtig.
Aber dummerweise habe ich am Vortag schon damit begonnen, den Dieseltank zu öffnen. Der Deckel meines Tankes ist schwer zugänglich unter dem Motor in den Kiel einlaminiert und der Deckel war fest mit Sikaflex bzw. Dichtungsmasse versiegelt.
Jetzt liegt mein Dieseltank offen und wenn man schon mal einen offenen Tank hat, sollte man ihn auch gleich reinigen.
Die nächsten zwei Tage werde ich also damit beschäftigt sein, meine restlichen 80 Liter Diesel auszupumpen, zu filtern, den Tank irgendwie auswischen und dann den Deckel wieder hermetisch auf den Tank zu montieren. Uaahhhhhh!!!!

Danach werde ich nochmal fett Lebensmittel bunkern und DANN gehts endlich wieder Richtung Westen zurück zu meinen Indianern ins Paradies!!!! Jippppiehhhh!

In diesem Sinne,

Grüsslies aus Cartagena,

Steffo y Flecky ;-)

Foto des Tages:
Die SAWADI hängt im Travellift

An den "Problem"stellen der SAWADI habe ich zuerst Primer-Farbe aufgetragen, damit das neue Antifouling besser haftet

Touch-Down - die SAWADI berührt nach einer Woche wieder ihr angestammtes Element

Sonntag, 22. November 2009

SAWADI steht an Land

Standort der SAWADI: an Land in Marina FerroAlquimar in Cartagena / Kolumbien
GPS-Position: N 10°22,00 W 075°30,00

Hi all,
beim zweiten Versuch hat es glücklicherweise geklappt, die SAWADI steht sicher an Land.
Der erste Versuch vor drei Tagen schlug leider fehl, da mir auf halbem Wege zwischen Ankerplatz und der Werft der Motor ausgefallen ist! :-(
Wir (Ingo vom Katamaran Vagabund und Holger vom Katamaran Vela) passierten gerade die enge Fahrrinne in der Bucht von Cartagena, haben noch lustig einem riesigen Kreuzfahrtschiff zugewunken, welches uns in ca. 30 Meter Abstand überholte, als plötzlich meine Motordrehzahl zu schwanken anfing und kurz darauf der Motor ganz ausging.
Startversuche blieben erfolglos und es näherte sich schon der nächste Riesenfrachter!
Der erste Gedanke war, die Coast-Guard anzurufen, um uns zum Ankerplatz zurückschleppen zu lassen, aber dann fiel uns wieder ein, dass wir ja eigentlich ein SEGELboot haben!
Also setzten wir die Segel und kreuzten im engen Fahrwasser zurück zum Ankerplatz.
Geankert haben wir dann auch unter Segel, so richtg lehrbuchmaessig, yeahh!

Aber dann ging die Fehlersuche los. Nachdem ich die Maschine entlüftet hatte, lief sie wieder probeweise eine Stunde einwandfrei.
Der nächste Werfttermin war jetzt für Freitag morgen angesetzt, aber als ich am Donnerstag abend nochmal den Motor testweise startete, lief er genau 5 Minuten und dann starb er wiederum ab.
Also habe ich alle Dieselleitungen untersucht, den Motor nochmal entlüftet, aber wieder das gleiche Ergebnis.
Mittlerweile war es 23 Uhr abends und ich wollte schon meiner Crew Bescheid geben, dass es wieder nichts wird, als ich einen letzten Versuch machte, indem ich die Dieselleitung am Tank abschraubte und den Ansaugschlauch direkt in einen 20-Liter Kanister reinsteckte.
Und siehe da, mein Volvo Penta schnurrte plötzlich wieder wie mein Flecky nach einem leckeren Fisch-Abendessen. :-)

Also sind wir am nächsten Morgen ohne Probleme bis zur Werft motort und seit zwei Tagen steht die SAWADI auf dem Trockenen.

Aber, oh weh, die vier Wochen im schmutzigen Cartagena-Wasser haben meinem Unterwasserschiff gar nicht gut getan, es war über und über mit pfenniggrossen Barnickels (Anm. der Red.: ich glaub auf deutsch heissen die Seepocken) überwuchert.
Die Werft hat keinen Hochdruckreiniger, um die Schiffe sauber zu spritzen, daher ging gleich mal der erste Tag damit drauf, das ganze Unterwasserschiff halbwegs sauberzukratzen.
Und da ich ja Schwabe bin, habe ich mir vorgenommen, die dreihundert Dollar fürs Abschmirgeln des alten Antifoulinganstriches und Aufpinseln von neuem Antifouling zu sparen und alles selber zu machen.
Leute ich sags euch, ich habe meine Geizigkeit heute schon einige Male bereut. Das Abschleifen der alten Antifoulingfarbe ist eine fett anstrengende und giftige Angelegenheit!
Uaahhhhhhh!!!!

Na mal sehn, ob ich mir am Montag nicht doch noch eine menschliche Abschleifmaschine besorge und mich mit der Überwachung des Arbeiters begnüge. ;-)


In diesem Sinne,
beste Grüsslies aus der Anrifouling-Hölle,

Steffo y Flecky, der mir munter vom Boot aus beim Abschleifen zukuckt und mir ständig ÄtschiBätschi-Grimassen dreht! ;-)


Foto des Tages:
Die SAWADI hängt am Travellift und wird zu ihrem Standplatz gefahren.

Sonntag, 15. November 2009

Neun Bier später...

Standort der SAWADI: vor Anker in Cartagena / Kolumbien
GPS-Position: N 10°24,00 W 075°33,00

Hi all,
gestern nacht war ich partying im Städtle.
Zusammen mit zwei anderen Einhandseglern, beide schwedisch, sind wir um die Häuser gezogen.
Auf einem der grossen öffentlichen Plätze war eine grosse Fläche eingezäunt und es gab eine OpenAir-Disco und diverse Food-Stände.
Der Eintritt war 9000 Pesos (3 Euro) für zwei Personen und dafür gabs sechs Bier der Marke Club Colombia gratis. Das ganze war eine Promotion-Party von der Club Colombia Brauerei.
Das war uns naturalmente egal, hauptsache billiges Bier, yeahhhh!
Wir haben uns dann auch prächtig zwischen hüftenschwenkenden Latino-Schönheiten amüsiert.
In der Schlange am Eingang wäre ich fast noch beklaut worden - ich spürte plötzlich eine blitzschnelle Hand, die versuchte, mir meinen Bootsschlüssel und meine Kondome aus der Hosentasche zu ziehen. Aber glücklicherweise habe ich schnell reagiert, mich umgedreht und dem vermeintlichen Dieb auf die Hand gehauen. Er tat dann ganz unschuldig und ist schnell wieder in der Menge verschwunden.
Mei, die Kondome hätte er ruhig haben können, ich konnte nach meinen insgesamt neun Biers eh kaum noch stehen. ;-)

Entsprechend gross war am nächsten Morgen dann auch mein Kater (Anm. der Red.: Nicht Flecky, auch kein Kätzchen, sondern mein Alkohol-Kater!)

In diesem Sinne,

Steffo und mein kleiner Kater Flecky ;-)

Foto des Tages:
Heute kein Foto, denn nach einer durchgezechten Nacht ist man nicht wirklich fotogen! :-o

Montag, 9. November 2009

Feuerwerke in Cartagena

Standort der SAWADI: vor Anker in Cartagena / Kolumbien
GPS-Position: N 10°24,00 W 075°33,00

Hi all,
hier mal wieder ein Mini-Blog aus Cartagena!

Abenteuermaessig tut sich gerade nicht sehr viel.
Ich bastel gemütlich am Boot rum und helfe nebenher irgendwelchen armen Seglern bei ihren Computerproblemchen.
Eines meiner grösseren Projekte ist die Entwicklung einer Website für einen Segler, der Familien-Charter in SanBlas anbieten möchte.
Die Arbeit macht Spass und es kommen dabei auch ein paar Dollars in die Bordkasse.

Nachts finden hier ständig Feuerwerke statt.
So auch gestern nacht, und mir ist sogar ein halbwegs unverwackeltes Foto gelungen.

In diesem Sinne,

Besitos aus Cartagena,

Steffo y Flecky, ;-)

Foto des Tages:
Feuerwerk über der Altstadt, geknipst vom Bug der SAWADI

Sonntag, 1. November 2009

Free-Mehl anstatt Free-Mail

Standort der SAWADI: vor Anker in Cartagena / Kolumbien
GPS-Position: N 10°24,00 W 075°33,00

Hi all,
vor einigen Tagen habe ich meine ComputerHilfs-Dienste auf dem täglichen Funknetz angeboten - und konnte seitdem auch schon dem einen und anderen Segler bei seinen Computer-Problemen helfen!
Eine meiner Hilfsleistungen wurde jedoch nicht bar bezahlt, sondern in Naturalien! :-)
Helmut und Hannelore von der SY Albatros hatten eine nicht mehr funktionierende Notebook-Tastatur und ausserdem Probleme, ihre WiFi-Antenne zu installieren.
Da ich nach getaner Arbeit eine Barzahlung mehr oder weniger verweigerte, luden Sie mich prompt zu einem Abendessen mit leckerem Brathähnchen, selbstgemachtem Kartoffelsalat und grünem Salat ein! Yummmy!!!

Und ausserdem bestanden Sie darauf, mir die Hälfte eines ganz besonderen Schatzes zu schenken: Helmut war es doch tatsächlich gelungen, bei einem lokalen Bäcker einen 25kg-Vollkornmehl-Sack zu erstehen! Wow!!
Man muss wissen, dass es in Kolumbien extrem schwierig ist, an Roggen- oder Vollkornmehl ranzukommen. Die Kolumbianer fressen hier alle nur weißes, ungesundes Weizenmehl. ;-)

Na, und daher wird es während des nexten halben Jahres bei mir an Bord nur noch gesundes Vollkornbrot geben, jippiehh!

In diesem Sinne,
Gruesslies aus Cartagena,

Steffo y Flecky

PS: Warum ham d' Araber koa Brot? Weil's ka Mehl ham! ***LOL***

Foto des Tages:
Steffo beim Umfüllen von 12,5 kg Vollkornmehl in ZipLock-Tüten. Wenn da mal nicht die Kokain-Drogenfahndung an Bord kommt. ;-)