Montag, 19. Oktober 2009

Vom Paradies zurück in die Zivilisation oder Warum ich das Segeln Scheisse finde

Standort der SAWADI: vor Anker in Cartagena / Kolumbien
GPS-Position: N 10°24,00 W 075°33,00

Hi all,
die Zivilisation hat mich wieder!!!

Vorgestern kam ich nach meinem 50-Stunden-Einhand-Segeltrip gut aber saumüde in Cartagena an. Und wie immer war ich geschockt von der Zivilisation, aber auch das ist ja keine Neuigkeit für Euch, oder? ;-)

Aber ich muss zugeben, die Zivilisation hat durchaus auch ihre positiven Seiten (gut gefüllte Supermärkte, Kneipen, Schokolade, wunderhübsche Kolumbianerinnen, ...)

Die Überfahrt selbst war eher ereignislos. Es gab kaum Wind, wenig Welle und mich erwischten nur zwei Regen-Squalls (Regen-/Gewitterböen). Mein "Flautenschieber" lief alles in allem über 35 Stunden, d.h. ich segelte effektiv nur 10 Stunden. Leider fiel mein elektrischen Autopilot immer wieder aus, so dass ich 'zig Stunden von Hand steuern musste. Entsprechend müde war ich dann auch bei der Ankunft. Geschlafen habe ich während dieser zwei Tage eh nicht viel bzw. ich habe zwar ständig gedöst, aber nie länger als 30 Minuten am Stück. Alle halbe Stunde ging ich an Deck, hielt Ausschau nach Schiffen auf Kollisionskurs, checkte meinen Kurs und legte mich dann wieder hin. Aber kaum war ich eingeschlafen, klingelte mein Handywecker und der nächste 30-Minuten-Check stand an. Also keine Chance, einen erholsamen REM-Schlaf zu erreichen.

Anyway, ich kam gut an und ich wurde wieder mal in meiner Überzeugung bestätigt, dass längeres Segeln einfach Scheisse ist. :-0
Es gab einige wenige Stunden, in denen ich das Segeln genoss - eine leichte Brise aus der richtigen Richtung, kaum Wellen, die Sonne scheint mir ausnahmsweise mal nicht auf die Glatze, usw. Aber die übrige Zeit hasste ich den Trip.

Die "normalen" Wochenendsegler finden natürlich Segeln klasse - kurz mal raus aufs Meer für ein paar Stunden am Samstag nachmittag, sportlich Gegenansegeln, ein fettes Grinsen im Gesicht, wenn einem die Gischt ins Gesicht sprüht.
Ist ja schön und gut, denn abends ist man wieder im sicheren Hafen, kann die salzigen Klamotten in die Waschmaschine schmeissen und in der nächsten Kneipe ein kaltes Bier zischen, sich was Leckers zum Abendessen bestellen und in Erinnerung an den tollen Segeltrip schwelgen.

Nicht so der (Einhand-)Fahrtensegler.
Er macht sich ständig Sorgen um sein Boot, das ja sein Zuhause ist. Seine salzige Wäsche muss er von Hand selbst waschen, unterwegs ein leckeres Essen kochen kann man bei dem Geschaukel ebenfalls vergessen, und Leute, geht doch mal nach einer durchgesteuerten, ekligen Nacht frühmorgens todmüde, hungrig und seekrank aufs Bordklo. Man kann das Fenster nicht aufmachen, weil dauernd Gischt übers Deck sprüht, es wird einem vom Geschaukel und der plötzlichen schlechten Luft im Klo noch übler, und dann kann man nicht mal cool auf den Spülknopf drücken, sondern muss sich über die fast überschwappende Schüssel beugen und alles von Hand abpumpen. Na, Prost Mahlzeit! :-)

OK, genug gejammert, ich wollt's ja genau so haben!
Der Trip ist vorbei und die nächsten paar Wochen bleibt die SAWADI definitiv hier in der Bucht von Cartagena vor Anker.
Die Einhand-Rückfahrt ins Paradies steht erst Mitte November auf meinem Plan.

In diesem Sinne,

Grüsslies aus dem schönen Cartagena,

Steffo y Flecky (übrigens der nutzloseste Erste Offizier an Bord) ;-)

Foto des Tages:
Hier in den wunderhübschen CocoBandero Cays verbrachte ich viele traumhafte Wochen!!!

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