Montag, 20. Mai 2013

Abenteuer um halb fünf oder Wieso jemand bei Gewitter auf den Mast steigt...


Standort der SAWADI: vor Anker Yansalardup / SanBlas / Panama
GPS-Position: N 09°34,00 W 078°51,00

Hi all,
Junge, Junge, war das eine Albtraum-Nacht heute.
Na, ich erzähl mal der Reihe nach...
Aufgewacht bin ich so gegen halb vier Uhr früh...leichter Nieselregen und in der Ferne die für diese Jahreszeit fast normalen Wolkenblitze (also quasi Blitze oberhalb der Wolken, ohne dass sie bis zur Erdoberfläche runterkommen)...
Da ich nicht mehr müde bin, fahre ich meinen Computer hoch, koche mir einen Cappuchino und kucke nach, was es so Neues in der Internet-Welt gibt...
Um vier Uhr wird der Regen stärker, die Blitzfrequenz nimmt auch zu, aber immer noch kaum Wind...
Ich fahre den Computer wieder runter, stöpsel alle elektrischen Geräte aus, schnapp mir meine Kamera und fange an, im Cockpit die geile Lightshow zu filmen (siehe mein tolles schwarz-weiss-schwarz Video!)
Pünktlich wie jeden Morgen kurz nach dem Aufstehen und nach meinem ersten Cappuchino meldet sich ein natürliches Bedürfnis an und ich beschliesse - trotz zunehmendem Regen und noch mehr Blitzen - die Aussentoilette am Heck der SAWADI zu nehmen, da meine Innentoilette momentan nicht betriebsbereit ist.
Ich hänge also splitterfasernackt mitten in der Nacht bei mittlerweile strömendem Regen und unzähligen Blitzen an der Badeleiter und frag' mich "Sag mal Steffo, bist du eigentlich noch ganz gesattelt??? Spinnst du??"
Anyway, alles ging gut und vor allem schnell, und ratzfatz bin ich wieder im halbwegs trockenen Cockpit.

04:15 Uhr: Kaum habe ich mich abgetrocknet und will wieder zurück in die Koje kriechen, dreht der noch schwache Wind von Nord auf Süd und kommt nun von hinten...da ich die Schotten am Niedergang nicht drin habe, treibt der Wind den mittlerweile starken Regen direkt in meinen Salon und in meine Koje...bis ich endlich die drei "Türbretter" installiert habe, ist meine schöne kuschelige Koje schon ziemlich feucht...uaahhhhh...

04:30 Uhr:...der Wind wechselt nun im minutentakt die Richtung und die nächste Böe trifft die SAWADI von der Seite...die Windgeschwindigkeit springt von 10 Knoten auf knappe 40 Knoten, dann wieder runter auf ca. 15 Knoten und wieder hoch auf 35 Knoten...
Da mein schönes, grosses Sonnensegel aufgespannt ist - ich benutze es normalerweise auch zum Regenwasser auffangen - knallt der seitliche Wind frontal auf mein Sonnensegel und bläht es auf wie einen riesigen Luftballon und die SAWADI legt sich stark auf die Seite...in der Kombüse purzeln allerlei Dinge auf den Boden, Flecky schreit wg. der extremen Schräglage panisch auf, draussen heult der Wind und der Regen trommelt ohrenbetäubend laut aufs Deck...

Ha, aber es kommt noch besser...mit einem lauten Knall reisst mein Sonnensegel entzwei und der Wind drückt die eine Hälfte des Sonnensegels entlang der Besanwanten nach oben, und zwar bedenklch nahe an meinen sich wie wild drehenden Windgenerator....uaahhhh...
Da bleibt mir nix anderes übrig, als - immer noch nackt - mit einem Messer zwischen den Zähnen auf den Besanmast zu steigen, und das Sonnensegel von den Wanten loszuschneiden, damit es nicht in die Rotorblätter des Windgenerators gerät...
Und das alles bei peitschendem Regen und ohrenbetäubendem Donner und zahllosen grellen Blitzen um mich rum.
Ich halte kurz inne, klammere mich an den Mast, schau mich um und wieder höre ich diese Stimme, die sagt: "Sag mal, Steffo, ist das wirklich eine gute Idee, nachts bei einem Gewittersturm nackt auf den Mast zu steigen? Spinnnst du???"  ;-)

Anyway, alles ging gut, ich konnte schliesslich das wild flatternde Sonnensegel bergen, Flecky hat sich auch wieder beruhigt und eine heisse Tasse Tee im feuchten Salon brachte auch mich wieder zurück in das Reich der Lebenden.
Eine halbe Stunde später zog im Osten langsam die Dämmerung herauf und beim ersten Tageslicht war der ganze Spuk wieder vorbei...nur noch leichter Nieselregen und in der Ferne noch ein paar letzte niederzuckende Blitze...

Heissa, was für eine wildes Abenteuer in der Nacht!

In diesem Sinne,

Cheers aus dem Indianerländle,

Steffo y Flecky

PS: Anbei seht ihr das Foto von meinem Dingi heute morgen, randvoll mit Regenwasser, und mein tolles Blitz-Video von heute nacht. ;-)




    

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