Freitag, 4. Januar 2008

Warum ich das Weitersegeln hasse...

Standort der SAWADI: vor Anker auf Isla Tortuga, Los Tortuguillas.
GPS-Position: N 10°58,00 W 065°25,00

Hi all,
hier kommt eine kleine Ausschweifung zum Thema "Lossegeln bzw. Weitersegeln"
Es gibt doch keinen schlimmeren Tag als den "Tag vor dem Weitersegeln".
Man liegt seit Tagen oder Wochen gemütlich vor Anker, düst täglich mit dem Dingi rum, kennt manche Fische schon beim Vornamen, die Pelikane grüssen auch schon höflich, wenn sie im Gleitflug vorbeifliegen und man schiebt den Tag des Weitersegelns permanent vor sich her.
Aber irgendwann ist es soweit, im Kühlschrank herrscht mittlerweile gähnende Leere, frischen Salat oder frisches Obst kennt man nur noch vom Hörensagen, neben dem Mülleimer stapeln sich schon die leeren Oliven-, Champions- und Tomatensossen-Dosen und das Bier geht auch langsam zur Neige. Der Wind soll für den nächsten Tag günstig stehen und so beschliesst man also, am nächsten Tag loszusegeln.
In meinem Fall ist heute dieser Tag vor dem Lossegeln gewesen.
Aber ihr glaubt nicht, was man an diesem Tag alles erledigen muss:
-Sonnensegel abbauen und verstauen
-Aussenborder an Bord hieven und verstauen
-Dingi mit Flaschenzug aufs Vordeck manövrieren
-Dingi wieder ins Wasser lassen und erstmal mit der Taucherbrille und Bürste den Algen- und Seepockenbewuchs am Dingiboden entfernen, denn nichts ist ekliger, als beim Segeln ständig einen Algenverwesungsgeruch in der Nase zu haben
-Dingi also zum zweiten Mal mit Flaschenzug aufs Vordeck manövrieren und festzurren
-Solarpanel, welches an Deck liegt, entsalzen und unter Deck verstauen
-die komplette Backskiste leerräumen und dann die Dingiutensilien wie Benzintank, Paddel und Sitzbank verstauen, dann erst wieder die Fender und Leinen einräumen, denn die brauche ich beim nächsten Anlegen in der Marina wieder als erstes.
-zwischendurch ein Essen für den nächsten Tag vorbereiten, denn Kochen bei Schräglage und Hin-und Hergeschaukel ist nicht wirklich angenehm.
-Flossen, Schnorchel, Tauchanzug spülen, zum Trocknen aufhängen und anschliessend verstauen
-Motor checken (Ölstand, Keilriemenspannung, Hydrauliköl für Steuerung, Getriebeöl). Und nicht vergessen, die Wellenstopfbuchse mit Wellenstopfbuchsenfett, welches man übrigens beim Wellenstopfbuchsenfetthändler kaufen kann, fetten.
-mal wieder Geschirr spülen, denn wenn es anfängt zu Schaukeln, kann ein vollgestelltes Spülbecken einen Heidenlärm beim Segeln machen
-den Wassermacher mit Biozidlösung konservieren, denn ab übermorgen liegt man ja wieder längere Zeit im schmutzigen Hafenbecken der Marina, dort kann man den Wassermacher eh nicht betreiben und nach mehr als 2 Tagen ohne Benutzung greifen die Mikroorganismen und Bakterien die empfingliche Membran des Wassermachers an, wenn man sie nicht mit einer Biozidlösung abtötet.
-und zumindest einen Wegpunkt ins GPS-Gerät einprogrammieren, damit man nicht völlig plan- und richtugslos lossegelt

Dann noch einen Blob schreiben und anschliessend todmüde in die Koje fallen, denn am nächsten Tag will man ja morgens um 4:30 Uhr lossegeln, damit man evtl. noch bei Tageslicht am Ziel ankommt.

Uaaahhhh, ich hasse einfach diese Tage vor dem Lossegeln!!!

In diesem Sinne,
müde Grüsse von Tortuga,
Steffo ;-)

PS: Und, schei... drauf, ich segel morgen früh erst um 6 Uhr los, dann komm ich eben bei Dunkelheit an, ist besser als frühmorgens bei Dunkelheit hier aus dem Riff rauszufinden! Jawoll! ;-)

PS2: Ich hoffe ich denke dran, im nächsten Blog zu erzählen, wie ich an Sylvester fast die Sawadi in Brand geschossen hab mit den abgelaufenen Seenotraketen, gezündet von der Beduina aus, welche im Luv von der Sawadi vor Anker lag und....

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